„Die Revue militaire suisse (RMS), herausgegeben von der Association de la Revue militaire suisse (ARMS), ist das offizielle Organ der Société suisse des officiers (SSO). Sie gehört den kantonalen Sektionen der Westschweiz und des Kantons Bern. Ihr Ziel ist es insbesondere, den Austausch über militärische Fragen zu fördern sowie das Wissen und die Allgemeinbildung der Offiziere zu vertiefen. Die veröffentlichten Texte geben ausschliesslich die Meinung ihrer Autoren wieder. Die RMS steht allen Personen offen, die konstruktiv zum Wohl der allgemeinen Landesverteidigung beitragen wollen.“ (Aus dem aktuellen Impressum der Zeitschrift)

In einem föderalen Staat mit vier Landessprachen, der am Milizsystem festhalten will, wäre es überhaupt denkbar, dass die RMS und die Rivista Militare della Svizzera Italiana – zwei unabhängige militärische Periodika in französischer bzw. italienischer Sprache – verschwinden? Militärpresse und Medien im Allgemeinen haben in der Deutschschweiz, der Romandie und im Tessin nicht denselben Inhalt. Föderalismus und Milizarmee machen ein System wie jenes eines zentralisierten Staates – etwa Frankreich – unmöglich. Jenseits des Jura üben Kommando und Verteidigungsministerium eine Kontrolle über die Publikationen aus, die sie weitgehend finanzieren und die als offizielle Sprachrohre gelten.

In der Schweiz hingegen bestehen zwei grundlegende Unterschiede: – Die Militärpresse gehört privaten Vereinigungen, die keine Subventionen von den Behörden erhalten. Obwohl sie zur Loyalität und zur Wahrung militärischer Geheimnisse verpflichtet sind, haben Herausgeber und Redaktoren gegenüber Bern keinerlei Rechenschaftspflicht – die veröffentlichten Texte unterliegen keiner Kontrolle oder Zensur. – Die überwiegende Mehrheit der Offiziere sind Milizangehörige: Sie haben das Recht, frei originelle Ideen und konstruktive Kritik zu äussern. Für Berufsoffiziere gestaltet sich die Lage heikler: Sie stehen als Beamte im Dienst des Verteidigungsdepartements, insbesondere als Instruktoren oder Lehrkräfte in den verschiedenen Schulen der Armee, leisten aber gleichzeitig Dienst im Milizsystem. So kann beispielsweise ein Oberst im Generalstab, der beruflich eine Offiziersschule kommandiert, gleichzeitig als Milizoffizier den Posten eines Stabschefs einer Territorialdivision innehaben.

Unabhängigkeit seit den Anfängen

Oberst Fernand Feyler, Chefredaktor der RMS von 1896 bis 1930, war ein Milizoffizier, der akzeptierte, dass seine Autoren auch Ansichten vertraten, die seinen eigenen Überzeugungen widersprachen. Unter seiner Leitung zeigte sich die Revue militaire suisse kritisch, bisweilen sogar aufsässig gegenüber dem Bundesrat und dem Armeekommando. Die Inhalte der Zeitschrift waren stark auf die innen- und aussenpolitischen Fragen des Landes ausgerichtet. Sein Nachfolger, Oberstleutnant im Generalstab Roger Masson, Berufsoffizier, vereinte zwei verantwortungsvolle Funktionen: Chef des Nachrichtendienstes der Armee und Chefredaktor der RMS. Auch seine Nachfolger – die Berufsoffiziere Divisionär Marcel Montfort, Divisionär Michel-H. Montfort sowie Oberst im Generalstab Paul Ducotterd – bekleideten verschiedene leitende Positionen im Eidgenössischen Militärdepartement. Trotz dieser Nähe zur militärischen Hierarchie hat die RMS stets ihre Unabhängigkeit bewahrt, indem sie ein Forum des offenen, loyalen und intellektuell exigeanten Austauschs blieb.Heute: Departement für Verteidigung, Bevölkerungsschutz und SportSie nehmen kein Blatt vor den Mund und reden nicht um den heißen Brei herum. Unter ihrer Führung behält die RMS ihre volle Unabhängigkeit – selbst während des Zweiten Weltkriegs.

Alle Chefredaktoren – ob Berufsjournalisten oder Milizmitglieder – hätten sich wohl zuweilen denselben Gedanken gemacht wie Bovard, jener Philosophen-Dichter aus Ramuz’ Passage du poète, dessen Familie seit Generationen an den Hängen des Lavaux schuftet: « Das Schöne ist, etwas umsonst zu tun. Auch wenn die Arbeit sich nicht lohnt, zählt das Tun selbst. Selbst wenn ich ganz allein wäre und das Leben es nicht gut mit mir meinte – ich weiß schon, wie das ist, na ja! Man wird nicht immer bezahlt, es ist hart und undankbar, immer dasselbe, aber ich sage: Genau das ist das Schöne! [...] Man kann für eine solche Arbeit nicht mit Geld bezahlt werden – man wird bezahlt, sobald man daran glaubt... Wir sind wie der Soldat, der kämpft, um zu kämpfen. [...] Ich sage, so ist es: Ehre und Liebe. Und kein Geld, wenn es sein muss, denn was bleibt, ist die Ehre – die Ehre und die Liebe. » Was Bovard denkt, ist im Grunde eine Weiterführung des Mottos von Wilhelm dem Schweigsamen: « Es braucht keine Hoffnung, um zu beginnen, und keinen Erfolg, um auszuharren. »

Oberst Hervé de Weck
Ehemaliger Chefredaktor, Schweizerische Militärzeitschrift